DAU-X601 – Ein Trabant 601 Universal (Kombi) in der Eifel :-)

Heute mag ich ein wenig was über mein Spaßmobil schreiben:
ein pechschwarzer Sachsenring Trabant 601 Baujahr 89.

Ich fahre seit jeher eher ungewöhnliche Autos. Da gab es schon übergroße Jeeps, tiefergelegte Kombis, einen 200PS Corsa etc, aber Irgendwas fehlte in meiner Sammlung.
Vom sehen her waren mir Trabis natürlich bekannt, aber nachdem ich bei einem Bekannten Anfang des Jahres einen alten Trabant 601 Probefahren durfte, hatte mich die Trabi-Sucht gepackt und es war klar „Ich brauch nen Trabi!“ 🙂

Wochenlang wurde das Netz durchstöbert: zu teuer, zu weit weg, bereits verkauft. 🙁
3 Millionen Trabis wurden in Zeiten der DDR gebaut, aber heutzutage ist es garnicht so einfach, einen noch brauchbares treuen Gefährten zu finden.
Die kuriosen 2-Takter werden rar und von den gerademal noch 30000 angemeldeten Fahrzeugen kaum noch welche im Alltag gefahren oder günstig verkauft, erst recht nicht im Tiefen Westen der Republik, also unserer Eifel.

Irgendwann gegen April bin ich dann doch auf eine Anzeige im Internet gestoßen.
Scheunenfund – Trabant 601 Universal / Kombi zu verkaufen.
„Oh, nur 25km von mir entfernt, da muss ich hin“!🙂

Am nächsten Tag in Richtung Bitburg gefahren und da stand er nun:
ein grottenhässlicher Kombi, total verdreckt, seltsame Anbaulampen auf dem Pappdach, Kabelsalat im ganzen Auto und sehr viel überholungsbedürftige Technik.

Der Besitzer, selber Trabi-Sammler, hatte ihn vor einigen Monaten aus einer Scheune gerettet.
Außer einem neuen Endtopf und Batterie wurde noch Nichts am Fahrzeug verändert und nun musste der Wagen aus Platzgründen wieder weg.
Nach genauer Kontrolle von Geweih, Bodenblechen und zähen Verhandlungen bin ich mit dem Verkäufer einig geworden.
Bessere Reifen mussten noch drauf (auf den alten Gummis wäre der Trabi keine 500m mehr gekommen), ein Überführungskennzeichen musste her und für den Folgetag wurde die Abholung vereinbart.

Historie meines Trabanten:
Die Geschichte des Trabis ist schnell erklärt!
Seine Karosse (selbsttragende Metallkarosse) wurde 1989 in Meerane gefertigt, der Trabant dann in Zwickau endmontiert und nach Halle verkauft.
Die Erstzulassung erfolgte im Oktober 1989 und ich frage mich immer, was die Erstbesitzer wohl gedacht haben.
12-15 Jahre auf den Trabi gewartet, noch nichtmal richtig eingefahren und schon fällt die Mauer!
Immerhin haben die Käufer den Wagen noch bis 1992 gefahren, an einen neuen Besitzer verkauft, der den Trabi dann wenige Wochen später an einen Jäger aus Düsseldorf weitergegeben hat.
Der Jäger hatte ein Jagdrevier in der Eifel und suchte hier vor Wochenenden ein einfaches Auto. Der Trabi wurde schwarz gerollt, durch seltsame Zusatzlampen ergänzt und so knapp 4 Jahre als „Buschauto“ verwendet. 1996 wären wohl einige Wartungen und TÜV fällig gewesen, worauf hin der Trabi zu einem Bauern in eine Scheune gestellt und regelrecht vergessen wurde: 22 Jahre lang! Dies erklärt die geringe Laufleistung von ca. 32000km und eine fast rostfreie Karosse – optimal zum Wiederaufbau!

Am 22. April 2018 rollte der Trabi aus eigener Kraft die 25km in sein neues Zuhause!

Die Überführung war, wie schon erwartet, schwierig.
Die Bremsen des Trabant waren nach wenigen Kilometern nahezu tut (Handbremse lief noch), bergauf ging es durch Motorprobleme mit maximal 30 km/h und viel Qualm.
Einige Dinge im Nachhinein gesehen recht grenzwertig, aber die Trabi-Überführung erfolgte im Konvoi: Auto davor, dahinter, Abschleppseil und Co. jederzeit griffbereit.

 

 

 

 

 

 

In den Folgetagen war erstmal Bestandsaufnahme angesagt:

Mit Ratschkasten bewaffnet machte ich mich an das Innenleben des Youngimers.
„Alles raus was stört!“ – bei einem Trabant kein Problem.
Loser Teppich, einfach geklippte Seitenverkleidungen, 4 Schrauben je Trabi-Sitz, nur vorne Gurte –
wenige Stunden später lag das Trabi-Interieur schon auf einem Haufen und Reinigung / Erneuerung konnte beginnen.

    

 

In den nächsten Tagen wurde fleißig geschrubbt.

Das komplette Bodenblech des Trabi 601 Universal war nahezu unversehrt, nur geringer Flugrost vorm Beifahrersitz, dafür Dreck aus 29 Jahren.
Ganz unkonventionell wurde mit dem Putzmopp „nass gewischt“, der Flugrost behandelt, 1 Spray-Dose Papyrusweiß im Innenraum verteilt und schon war das Gerüst „wie neu“.

Die Trabisitze waren schon etwas mehr Aufwand, denn da musste „der Muff der Jahrzehnte“ raus.
Teppich-&Polsterreiniger mussten genauso ran, wie Einwegrasierer, denn der Stoff an den Trabisitzen sah doch ziemlich aufgerieben aus.

Die Türpappen und Innenverkleidungen des Trabi: hässliches DDR-braun, funktional in Ordnung, aber ebenso muffig.
Die Abhilfe hier war etwas zeitaufwändiger. Wie haben die kompletten Beplankungen abgezogen und dort wie auf dem Amaturenbrett neues Kunstleder in beige/weiß bzw schwarz aufgetackert.
Das Ergebnis kann sich sehen lassen!

 

 

 

 

 

 

Der Trabi muss glänzen = viel Arbeit an der Außenhaut.
Die Trabant Lampenringe und Chrom-Stroßstangen waren voll mit Flugrost.
Ein einfacher Tipp aus dem Internet hat geholfen: Alufolie zerknüllen, in Salzwasser tunken, damit den Flugrost abreiben.
Das Alu ist weicher als Chrom aber härter als der Rost und damit poliert man ruckzuck die Trabant Deluxe-Anbauteile wieder auf Hochglanz!

Trabant 601 Lampenringe Chrom

 

Der Vorbesitzer (Jäger) hatte eine Elektrofirma und scheinbar Spaß an sinnlosen Bastelarbeiten, weshalb im Trabi ein halber Kilometer unnützer Kabel, diverse Zusatzrelais und Aufbauleuchten, teils von alten Mercedes, verbaut wurden. Der TÜV findet solchen Schnickschnack nicht sonderlich lustig, also weg damit , die Löcher mit Glasfaserverbund zuklebern, mit schwarzem Sprühlack Flickstellen verstecken.
Zugegeben: der schwarze Lack auf einem Trabi ist ungewöhnlich und stellenweise ziemlich mies.
Papyrus oder hellblau ist mir aber „zu Standard“, weshalb der Trabi schwarz bleiben und irgendwann eine komplette Neulackierung erhalten soll.

   

Das Armaturenbrett wurde neu überlackiert, ein Themometer angebracht, das Radio gegen ein modernes Modell gewechselt und Vieles mehr.

   

 

Natürlich musste auch technisch Einiges am Trabi geändert bzw erneuert werden!

Wie bereits oben erwähnt, lief der Trabant nicht richtig bei der Abholung.
Die Firma „Trabantwelt“ und ein paar Bekannte haben sich daher über etwas Kleingeld gefreut und ich durfte basteln.
Der scheinbar erste Luftfilter von 1989 war schnell getauscht, ebenso Keilriemen, Kerzen und Co.
Das Getriebeöl in meinem Trabant 601 hatte nicht mehr viel mit Öl zu tun, sondern hatte eher die Konsistenz einer Schlammfütze.
Die Bremszylinder waren über die Jahre fest, Bremsbacken lagen in Einzelteilen in den Trommeln, Bremsschläuche porös > 1x Alles neu!

Leider zog der Trabi immer noch nicht, weshalb er weiter zerlegt, Alles kontrolliert und am Ende auch noch der Zylindersatz getauscht wurden.
Der Vorbesitzer hatte komplett falsche Kerzen montiert, evtl zeitweise nicht genug Öl im Sprit, was auchimmer: auf jeden Fall waren die Kolben des Trabis riefig und die Komression hin.

Nach einigen Bastelaktionen war der „große Trabant“ dann TÜV-fertig und lief auch wieder seine 100 km/h auf der Geraden. 🙂

   


TÜV-Termin mit einem Trabant 601
(und warum ich den TÜV Rheinland – Prüfstelle Daun-Pützborn nicht mehr leiden kann)

Mit einem Trabi zum TÜV ist keine große Sache, außer man wohnt im Westen der Republik und hat einen Prüfer, wie ich ihn beim TÜV in Pützborn vorfinden musste.
Der Mann kam sichtlich nicht mit dem Wagen klar: angefangen über die exotische Schaltung, über Bedienelemtente (Hupe) usw.
Dann nörgelte über viele Kleinigkeiten, wo andere die Hände über den Kopf zusammenschlagen.
„Der läuft nicht richtig“ > klar, wenn man ihn im 3ten Gang auf den Prüfstand fährt.
„Der bremst nicht richtig“ > doch, so wie ein Trabi eben bremst. Es ist 60er Jahre-Technik mit Trommeln und ohne Bremskraftverstärker!
„Das Licht ist nicht zulässig / zu schwach“ > Es ist ein Oldtimer und Trabilampen nunmal kein Xenon / LED
„Der hat keine Pluspol-Abdeckung auf der Batterie“ > Bei einer Plaste-Haube?
So ging das eine ganze Zeit lang weiter, bis es zum Thema Abgastest kam. Da wurde der Prüfer sehr ungehalten, es vielen Sprüche wie „bei dem Euro-6 Bomber mach ich Nichts. Mit der Dreckschleuder mache ich meine Sonden nicht dreckig“ usw.
Am Ende stand, statt Abgaswerten, ein schwerer Mangel „keine Abgasprüfung“ im Prüfbericht, ich durfte über 60€ bezahlen und woanders hin fahren.
Ehrlich? Eine Frechheit! Diese Prüfstelle hat mich das letzte Mal gesehen und eine Entschuldigung wäre angemessen – aber das ist sicher zuviel verlangt.

Ein paar Tage später wurde der Trabi dann bei der Dekra vorgefahren.
Der Prüfer war wesentlich freundlicher, interessierte sich für das Fahrzeug und am Ende gab es nach 22 Jahren Stillstand die langersehnte Plakette und einen mängelfreien Prüfbericht!

Seitdem rollt ein kleiner schwarzer Trabant 601 mit seinem typischen Rengdengdeng-Sound durch um um die Kreisstadt der Vulkaneifel (Daun).

Der Trabant ist ein absoluter Exot, aber habe ihn in den letzten 3 Monaten bereits 2500km mit relativ wenigen Problemen bewegt.
An der Tankstelle fällt man natürlich sofort auf (Tanken unter der Haube? Öl? Messstab? 😀 ) und im Ort muss man sich ständig den kuriosesten Fragen stellen.
Dennoch ist der Trabi mein Lieblingswagen und wird momentan sogar unseren 2 anderen Alltagsfahrzeugen vorgezogen. 🙂

     


Zwischenzeitlich wurde natürlich ein wenig weiter am Fahrzeug gebastelt.

So gab es ein paar wirklich schöne Sitzbezüge der Ostsattlerei Rothmann.
Der Trabant 601 universal hatte bei Auslieferung wohl keine Heckablage, aber dann baut man eben selber eine.
Irgendwo müssen Wackeldackel und Klorolle sowie ein paar Lautsprecher für das Digitalradio ja hin!

  

2 Bilder vom Trabant-Treffen Hohenleimbach 2018, sowie Bitburg Classics 2018
Wenn es sich ergibt, fahre ich zukünftig mit meinem Spaßmobil auf passende Auto-Treffen.
Auf einem Trabi-Treffen passt ein schwarzer Kombi gut in die kunterbunte Reihe und selbst auf einem richtigen Oldtimer-Event interessieren sich erstaunlich viele Leute für den kleinen Zweitakter aus dem Osten. Hier in der Eifel sind immerhin nur eine Hand voll Trabis zugelassen und bei Weitem seltener als Käfer, Golf und Bullis!

  

 

Mein Resumee: Trabi fahren ist ein interessantes Hobby!

Ich habe es bislang nicht bereut eine „Ostpappe“ zu fahren.
An dem Trabant kann man wirklich Alles selber erledigen. Einfache Technik, ausreichend Ersatzteile, oft sogar noch günstige Originalteile.
Immerhin wurden über 3 Millionen Fahrzeuge vom Typ Trabant gefertigt!

Wer aber selber Interesse an einem solchen Fahrzeug hat, sollte sich die Substanz sehr genau anschauen.
Ich hatte mit meinem Trabant 601 Universal / Kombi viel Glück: ein Auto mit wenig Kilometer, was 22 Jahre hohlraumkonserviert in einer Scheune stand.
Andere Trabis hatten da ein wesentlich schlechteres Schicksal und standen jahrelang nass auf einer Wiese, oder wurden von den letzten Besitzern total verheizt / verbastelt.

Mal schauen, was die nächsten Monate noch bringen.
Trabi 1 ist fertig, meine Freundin hat das Fieber ebenso gepackt und vielleicht bekommen wir irgendwann Papp-Nachwuchs! 🙂